„Alltagskunst als Innovations- und Integrationsfaktor in Unternehmen der Bodenseeregion – eine Illustration am Beispiel der Musik“
Im Jahre 2002 hat Torsten Blanke mit seinem Werk „Unternehmen nutzen Kunst“ eine Pionierarbeit vorgelegt (Blanke 2002). Darin wird anhand ganz unterschiedlicher Beispiele aufgezeigt, wie Unternehmen sich der Kunst, künstlerischer Verfahren und der Zusammenarbeit mit Künstler/innen zu ihrem eigenen Vorteil sowie zum Vorteil ihrer Kund/innen und Mitarbeitenden erfolgreich bedienen. Die von Blanke aufgeführten Beispiele reichten vom Drogeriemarkt „dm“ über die Würth-Gruppe bis zum Investmenthaus Droege Group. Sie bezogen aber auch einige kleinere Unternehmen mit ein, die allesamt Kunst auf vielfältige Art und Weise nutzten.
Im Rückblick betrachtet fällt auf, dass die meisten der von Blanke beschriebenen Unternehmen Kunst auch heute noch erfolgreich einsetzen, fünfzehn Jahre nach dem Erscheinen seiner Studie. Die Zusammenarbeit zwischen Kunst und Unternehmen kann folglich mit nachhaltigem Erfolg verbunden sein!
Es ist das Verdienst der Forschergruppe um Carsten Baumgarth, nunmehr einen entschiedenen Versuch unternommen zu haben, das Thema der Kunst-Unternehmens-Kooperation (KUK) als neues Forschungs- und Handlungsfeld im deutschsprachigen Raum zu etablieren (Baumgarth et al. 2016, 49ff.). Die Initiative von Baumgarth und seinem Team steuert nicht nur einige einschlägige Forschungsbeiträge zu diesem Gebiet bei, sondern sie ist auch als ermutigender Ausdruck einer vermehrten Austausch- und Kooperationstätigkeit zwischen Unternehmen und Künstler/innen zu werten.
Gleichwohl soll in der hier insbesondere interessierenden Kooperationsbeziehung zwischen Unternehmen und Musiker/innen zunächst die Frage beleuchtet werden, weshalb es denn bis heute, trotz der bereits von Blanke aufgezeigten Erfolgsgeschichten, nicht noch weit mehr Unternehmen gibt, welche die Zusammenarbeit mit Künstlern und Künstlerinnen für ihre Unternehmenskultur nutzen. Also Modelle, die über die gängigen Formen der Zusammenarbeit hinausgehen (Auftrag des Unternehmens an den Musikschaffenden wie Aufführungen im Rahmen von Firmenveranstaltungen; Einsatz von Musik in der Werbung oder Sponsoring zur stärkeren Wahrnehmung des Unternehmens).
Blanke vermutete schon 2002, dass dies auch an den Schwierigkeiten der verlässlichen Erfolgsmessung liegen könnte (Blanke 2002, 56). Die Legitimation für Investitionen in die Zusammenarbeit mit Künstler/innen bleibt beschränkt, wenn deren Vorteile nicht eindeutig genug gemessen und nachgewiesen werden können. Auch liegt dies, und dies könnte ein nicht minder gravierender Grund sein, an einem grundlegenden gegenseitigen „Akzeptanzproblem“ von Kunst und Unternehmen (Sandberg 2016, 133ff.).
Diese genannten Fragestellungen behandelt das im Frühjahr 2019 erscheinende Handbuch zum aktuellen Forschungsprojekt und will Instrumente in die Hand geben. So ist dem Konzept „Alltagskunst“ und das Nutzen des erweiterten Kulturbegriffes neben der Darstellung der theoretischen Grundlangen der Kunst-Unternehmens-Kooperationen (KUK) Raum gegeben. Die Typologisierung einer KUK sowie die Analyse der im Rahmen dieses Forschungsprojektes durchgeführter Fallstudien nach dem „Idealtypischen KUK-Prozess“ bilden zentrale Kapitel des Handbuches, das darüber hinaus neben Businesstools für Kooperationsprojekte zwischen Musiker/innen und Unternehmen dem Unternehmer Messinstrumente von Erfolgsfaktoren in Musiker-Unternehmens-Kooperationen (MUK) in die Hand gibt.
Literatur
Baumgarth, Carsten; Berit Sandberg (Hg.) (2016), Handbuch Kunst-Unternehmens-Kooperationen, Bielefeld: transcript Verlag.
Blanke, Torsten (2002), Unternehmen nutzen Kunst. Neue Potentiale für die Unternehmens- und Potentialentwicklung, Stuttgart: Klett-Cotta.
Sandberg, Berit (2016), „Unternehmen und Künstler. Von der Koexistenz zur Kooperation“. In: Baumgarth, Carsten; Berit Sandberg (Hg.), Handbuch Kunst-Unternehmens-Kooperationen. Bielefeld: transcript Verlag.